Berlin – Bunt, schrill, kreativ: An Karneval dürfen die Kostüme ausgeflippt sein. Wichtig ist nur, dass man sich wohlfühlt. Schließlich lässt sich die fünfte Jahreszeit nur genießen, wenn das Outfit zu einem passt. Welche Kostüme beherrschen in diesem Jahr die Straßenumzüge und Festsäle?
Ein Comeback erleben die beliebten 1970er und 1980er: Schulterpolster, schrille Farbe und bei Männern der Vokuhila dürfen da nicht fehlen. Angesagt sind außerdem die sogenannte «Carry-Me»-Kostüme. «Das sind Kostüme, bei denen es so aussieht, als würde man von einem Zwerg, Affen oder ähnlichem auf den Schultern getragen werden», erklärt Björn Lindert vom Kostümhandel Deiters.
Auch wer sich etwas mit den aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Film beschäftigt, dürfte schnell Inspiration finden. Ein Beispiel sind die Bundestagswahl und die nachfolgenden Verhandlungen. «Es werden sich viele als Angela Merkel verkleiden», sagt Klaus Heimann vom Festkomitee Berliner Karneval. Aber nicht nur die Kanzlerin und andere deutsche Politiker wird so mancher Jeck auf die Schippe nehmen. Auch US-Präsident Donald Trump wird – mehr als ein Jahr nach seinem Amtsantritt – häufig in den Straßen unterwegs sein.
Das Einhorn hatte bereits 2017 seinen ersten Auftritt als Trend-Fabelwesen. Auch 2018 wird es wieder ein Thema sein, sagt Frank Dohmen vom Kostümhandel Karnevalswierts aus Würselen. Aber auch Filme liefern Kostümideen – egal ob animiert oder nicht. Hollywoods Superhelden gehören mittlerweile zu den Klassikern. Im Trend liegt derzeit die Eiskönigin – vor allem bei Mädchen. Besonders beliebt sind auch Helden aus aktuellen Filmen – daher wird in diesem Jahr «Stars Wars» wieder ein großes Thema werden, sagt Lindert.
Die Gefahr, auf einen Doppelgänger im gleichen Kostüm zu treffen, ist an Karneval stets groß. Die Alternative zur Verkleidung von der Stange, man kreiert ein echtes Unikat. «Viele kölsche Karnevalisten gestalten mit alten Kleidern, neu Gekauftem und Selbstgebasteltem ihre Verkleidung selbst», sagt Tanja Holthaus vom Kölner Karneval. Heimann ergänzt: Altertumskostüme lassen sich etwa gut selbst nähen.
Will man spontan auf eine Karnevalsparty und hat kein Kostüm parat, kann man den eigenen Schrank oder Fundus durchforsten. «Der Bad-Taste-Look geht immer», sagt Lindert. Dazu einfach wild kombinieren, was der Schrank so hergibt. Heimann rät dabei auf die Farbenvielfalt zu achten – umso bunter, desto besser.
Ob spontan oder lang geplant – wichtig sind die Details. «Ein geschminktes Gesicht macht ein Kostüm erst richtig perfekt», sagt Heimann. Zum Vampir gehört also nicht nur der Umhang, sondern auch geschminkte Blutstropfen im Gesicht. Auch beim Kostüm gilt: So nah wie möglich am Original orientieren. Zu den Panzerknackern gehört die schwarze Augenbinde sowie die Insassennummer auf dem roten Oberteil.
Im Karneval ist vieles erlaubt – doch manches ist ein No-Go. «Jeder Jeck sollte ein Kostüm wählen, das anderen Jecken keine Angst bereitet», sagt Hans-Peter Suchand vom Comitee Düsseldorfer Carneval. Wer mit seinem Outfit andere einschüchtert oder Angst verbreiten will, sollte lieber gleich zu Hause bleiben. Heimann nennt ein Beispiel: «Im vergangenen Jahr musste ein als IS-Kämpfer verkleideter Gast wieder gehen.» Themen, die polarisieren und zu politisch sind, gehören nicht in den Karneval. Tabu seien auch Waffenattrappen oder Kostüme, die zu freizügig sind.
Wenn das Outfit klar ist, kann es losgehen – oder fehlt noch was? «Der Regenmantel wird gerne vergessen», sagt Lindert. Der gehört ebenso zur Grundausstattung wie Accessoires gegen die Kälte. Also auch Handschuhe, Mütze und Schal einpacken. Und ganz wichtig natürlich: Die Tasche für die Kamelle und die Strüßje.
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(dpa/tmn)